Equal Pay Day - ein Nachruf
Am vergangenen Samstag, den 18. März, war Equal Pay Day. Der internationale Aktionstag macht auf den bestehenden Gender Pay Gap aufmerksam. Der Gehaltsunterschied zwischen Männern* und Frauen* liegt derzeit immer noch bei 21%. Bis zum 18. März hätten Frauen* daher in diesem Jahr quasi kostenlos gearbeitet. Wobei im Westen die Differenz der Gehälter deutlich höher ausfällt als in Ostdeutschland.
Die Gründe hierfür sind vielschichtig. Berufe, die mehrheitlich von Frauen* ausgeführt werden, sind immer noch deutlich schlechter bezahlt als von Männern* dominierte Tätigkeiten. Die Arbeit mit Kindern, in der Pflege oder in anderen sozialen Bereichen ist für unsere Gesellschaft von existentieller Bedeutung. Dies schlägt sich jedoch weder im Gehalt noch in den Arbeitsbedingungen nieder.
„Man kann immer schneller Autos produzieren, aber nicht schneller pflegen oder Kinder aufziehen.“ (Mascha Madörin)
Wenn in einer Partnerschaft Kinder ins Spiel kommen, sind es immer noch mehrheitlich die Frauen*, die ihre Karriere für längere Zeit unterbrechen bzw. nicht mehr in vollem Umfang in den Job zurückkehren. In Führungspositionen liegt der Frauen*anteil in Deutschland sowieso nur bei ca. 22%. Selbst bei ähnlicher Tätigkeit und Qualifikation werden Männer* im Schnitt 6-7% höher bezahlt als Frauen*.
Interessant erscheint auch eine australische Studie, die herausgefunden hat, dass es neben dem Pay Gap zwischen Männern* und Frauen* auch eine Gehaltsdifferenz innerhalb dieser Geschlechter gibt. So werden schwul begehrende Männer* geringer bezahlt und lesbisch begehrende Frauen* höher bezahlt als heterosexuelle Männer* bzw. Frauen*.[1]
Diese Zustände können und müssen als Diskriminierung bezeichnet werden. Die Zugänge für vielfältige Identitäten und Lebenslagen sollten erleichtert werden (ein Beispiel wäre das Stichwort "Familienfreundlichkeit"). Geschlecht sollte weder für die Berufswahl noch für die Bezahlung eine Rolle spielen. Weibliche* Arbeitskraft und die vorwiegend von Frauen* besetzten Berufe dürfen nicht mehr abgewertet werden. Wirtschaftliches Wachstum darf sich nicht auf Ausbeutung stützen.
Wir fordern nicht nur mehr Chancen, sondern gleichberechtigte Teilhabe für alle Menschen!
„Wir wollen kein größeres Stück vom vergifteten Kuchen.” (Devaki Jain)
Inklusion statt Integration bedeutet, dass wir einen neuen Kuchen backen wollen! Um diesem Ziel näher zu kommen, braucht es euch: Nehmt Diskriminierung nicht hin, vernetzte euch, seid solidarisch und setzt das Thema in eurem Umfeld und eurer Praxis!
Um junge Menschen zu stärken sowie Fachkräfte und Unternehmen zu sensibilisieren, brauchen wir weiterhin geschulte Pädagog*innen und Berater*innen. Die Fachstelle für Mädchen*arbeit und Genderkompetenz bietet Beratung und Seminare zum Thema Berufsorientierung an und unterstützt öffentliche Erfahrungsräume für junge Menschen abseits von geschlechtlichen Stereotypen wie z.B. den Girls‘ Day im Landkreis Meißen.
Infos zu allen bundesweit stattfindenden Aktionen rund um den Girls‘ Day findet ihr hier: https://www.girls-day.de/
[1] http://www.smh.com.au/business/the-economy/the-gay-pay-gap-men-earn-less-but-women-earn-more-20150227-13qmxk.html
Bild zur Meldung: Equal Pay Day - ein Nachruf