Voll Porno!?

Pornografie als Thema in der pädagogischen Arbeit mit Mädchen und Jungen

 

Dokumentation Fachtag Voll Porno

 

Pic Voll Porn

 

Anliegen

Junge Heranwachsende befinden sich in einer rasanten Entwicklungsphase. Sie wollen sich ausprobieren, provozieren und testen Grenzen auf ihre Beständigkeit. Auf der Suche nach ihrer eigenen Identität benötigen sie die Freiheit des Selbsterprobens – sie benötigen ebenso Menschen, die ihnen Orientierung und Reibungsfläche bieten.
Gerade bei Themen die gesellschaftlich und pädagogisch ambivalent diskutiert werden, sind Lehrer*innen, Sozialarbeiter*innen, Jungen- und Mädchen-arbeiter*innen gefordert. Insbesondere
dann, wenn Pornofilme in der Klasse per Handy die Runde machen, stark sexualisierte Sprache den Umgang untereinander bestimmt oder Musik von Lady Bitch Ray aus den Boxen im
Jugendclub schallt.
Klar ist: Pornografie hat längst Eingang in die Lebenswelt von jugendlichen Mädchen und Jungen gefunden. Die Frage ist: Wie gehen pädagogische Fachkräfte damit um?


Ziele und Inhalte

des Fachtages waren Pornografie und ihre Wirkung aus mehreren Perspektiven zu betrachten und den Teilnehmenden die Möglichkeit zu geben ihre eigene Sicht auf das Thema
weiter zu entwickeln und in den Kontext der eigenen (pädagogischen) Arbeit zu setzen.

Der Fokus des Fachtages lag auf den Auswirkungen auf Jungen und Mädchen und einem differenzierten Umgang mit dem Thema.

 

Ausschreibung Voll Porno

 

Ablauf

Impulsreferate: Alles nur noch Porno, oder was? (Uwe Tüffers · Leiter der Beratungsstelle der Aids-Hilfe Dresden e.V)


Entwarnung in der Theorie -(Anhaltender) Aufruhr in der Praxis?(Katja Krolzik-Matthei ·  Sexualwissenschaftlerin, M.A. und Dipl. Sozialpädagogin Merseburg)


PPP – Parcours Provokanter Positionen
 
Workshops

 

Workshop 1
Alles nur noch Porno, oder was?
Uwe Tüffers · Jahrgang 1965, Diplom Sozialpädagoge (FH), Angewandte Sexualwissenschaften (M.A.), Sexualpädagoge, Leiter der Beratungsstelle der Aids-Hilfe Dresden e.V.
Auch wenn das Thema Pornografie in der Erwachsenenwelt eine mehr oder weniger große Rolle spielt (in den Schlafzimmern der Republik und an den PCs im heimischen Wohnzimmer oder gar im Büro) so bleibt das Thema noch immer in ein großes Schweigen gehüllt. Anders sieht es aus, wenn Jugendliche und Pornografie in Verbindung gebracht werden.
Der Aufschrei ist meistens groß und das Schlagwort „Generation Porno“ sofort im Gespräch. Vermutet werden sexuell verrohte Jungen und sexuell eingeschüchterte Mädchen. Macht der freie Zugang zu Pornografie im Internet aus Jugendlichen kleine Sexmonster oder antisexuelle,
angewiderte Menschen? Führen die Pornovorgaben zu mehr sexueller Gewalt oder stellen die Bilder Jugendliche unter sexuellen Leistungsdruck? Und wie reagiert die pädagogische Fachwelt auf das Ungeheuer Porno? Wie können Pädagog_innen dem Phänomen Porno in ihrer Arbeit mit Jugendlichen begegnen?
 
Workshop 2

Entwarnung in der Theorie - (Anhaltender) Aufruhr in der Praxis?
Katja Krolzik-Matthei · Sexualwissenschaftlerin M.A., Dipl. Sozialpädagogin, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der HS Merseburg, Forschungsprofessur Sexualwissenschaft und Sexuelle Bildung (gefördert im Rahmen der BMBF-Förderlinie Sexualisierte Gewalt in pädagogischen Einrichtungen)
Die aktuellen Ergebnisse vieler Studien zu Auswirkungen von Pornografiekonsum auf Kinder und Jugendliche sind entlastend. Mahnende Schlagzeilen werden entschärft. Kinder und Jugendliche fallen demnach nicht reihenweise der sexuellen Verwahrlosung anheim.
Fachkräfte in Bildung und Erziehung bleiben dennoch beunruhigt. Wir werfen einen differenzierenden und kritischen Blick auf vorliegende Studienergebnisse und Fachmeinungen und setzen uns mit den Fragen auseinander: Welche Mädchen und Jungen sind wie durch Pornografiekonsum beeinflusst? Welche bleiben davon unberührt?
Wie werden durch Mainstream-Pornografie Einstellungen hinaus beeinflusst, die mehr als die eigene Sexualität und das eigene Rollenverständnis betreffen (sexuelle Orientierungen, Trans*- und Intergeschlechtlichkeit, Menschen mit Behinderungen, People of Color)? Im Workshop werden die Fragen vertiefend bearbeitet, insbesondere im Hinblick auf die Praxisrelevanz einzelner Studienergebnisse. Im Zentrum steht die Annäherung an einen eigenen Standpunkt. Diskutiert werden soll auch, weshalb Praktiker_innen trotz entwarnender Studienergebnisse weiterhin beunruhigt und von dem Thema so stark umgetrieben sind. Die Bereitschaft zur Selbstreflexion der Teilnehmenden ist wünschenswert.

 

Workshop 3

Pornografie mit jungen Menschen professionell thematisieren? Das geht?!
Anja Köbel · M.A. Pädagogin für E-Learning & neue Medien, Organisationspsychologie
& Soziologie des Raumes, Eltern-Medien-Trainerin, Sexualpädagogin (isp)
Vorgestellt und ausprobiert werden aktuelle vertrauensfördernde sexualpädagogische Methoden und Materialien, welche Lust machen in das Thema einzusteigen, dran zu bleiben und tiefer einzutauchen.


 1, 2 oder 3 ?! – ein Abschluss mal anders