Online-Fachtagung „Auf dem Weg zu einer trans*inklusiven Mädchen*arbeit – Fragen, Herausforderungen, Erfahrungen“
16. 04. 2024 – 17. 04. 2024 von – Uhr
16./17.04.2024 | jeweils ganztägig Online-Fachtagung „Auf dem Weg zu einer trans*inklusiven Mädchen*arbeit – Fragen, Herausforderungen, Erfahrungen“ für alle interessierten Fachkräfte mit Bezug zum Feld der Mädchen*arbeit
Die Gesamte Ausschreibung findet ihr hier.
Die Fachtage werden veranstaltet von TRANS* – JA UND?!, dem Jugendprojekt vom
Bundesverband Trans* in Kooperation mit dem Projekt ‚TIN* – Fachstelle für trans*, inter*
und nicht-binäre junge Menschen in der Kinder- und Jugendhilfe Sachsens‘, der LAG
Mädchen* und junge Frauen* in Sachsen, der LAG Mädchen*politik Baden-Württemberg
und der LAG M*A NRW.
Wir laden euch herzlich ein, dabei zu sein!
Zu den Veranstaltungen eingeladen sind haupt- und ehrenamtlich sowie freiberuflich
tätige Fachkräfte aus Einrichtungen der Mädchen*arbeit, Mädchen*projekten und
angrenzenden Feldern, die ihre Angebote aus einer intersektionalen Perspektive
inklusiv(er) für trans*, nicht-binäre und inter Kinder und Jugendliche konzipieren und
gestalten wollen.
Der Online-Vernetzungstag im März richtet sich ausschließlich an trans*, inter und nicht-
binäre Fachkräfte.
Die Online-Tagung im April ist offen für Fachkräfte aller Geschlechter, die einen Bezug
zum Feld der Mädchen*arbeit haben.
Bitte beachten: Die Tagung ist als zweitägige Veranstaltung konzipiert, mit der wir auch im
virtuellen Format einen kollegialen Austauschraum schaffen möchten, in dem wir
miteinander ins Gespräch kommen. Daher können die beiden Tage nur zusammenhängend
besucht werden.
Zum Hintergrund: Warum wir uns auf den Weg machen (müssen)
Mädchen*arbeit befasst sich schon lange mit geschlechtlicher Vielfalt und der Kritik an
Zweigeschlechtlichkeit. Die Auseinandersetzung mit verschiedenen Diskriminierungs-
verhältnissen und deren Schnittstellen mit Geschlecht als gesellschaftlich wirksame
Kategorie ist für viele Projekte und Einrichtungen ein selbstverständlicher Teil der eigenen
Arbeit. Es ist also längst klar: die jungen Menschen, die Angebote der Mädchen*arbeit
besuchen sind unterschiedlich und bringen neben und in Verbindung mit ihrer
geschlechtlichen Positionierung ganz unterschiedliche Erfahrungen mit. Sie erleben z.B.
Rassismus, Homofeindlichkeit, werden be_hindert und/oder durch Klassismus
gesellschaftlich benachteiligt oder privilegiert. Auf diese Realität beziehen sich viele
Mädchen*projekte mit ihren feministischen, dekolonialen und/oder queertheoretischen
Ansätzen und unter der Setzung unterschiedlicher Schwerpunkte.
In den letzen Jahren rücken die Themen Trans* und Intergeschlechtlichkeit innerhalb der
Jugendarbeit verstärkt in den Fokus. Trans*, nicht-binäre und inter Kinder und Jugendliche
machen sich heute früher und häufiger sichtbar in ihren Lebenszusammenhängen und
auch in Angeboten der Mädchen*arbeit. Als vermehrt präsenter Teil der Zielgruppe von
Mädchen*einrichtungen und -Projekten, schafft dies für viele Träger, Einrichtungen und
Fachkräfte der Mädchen*arbeit eine konkrete Anforderung, ihre Konzepte, Arbeitsweisen
und Zielgruppenbeschreibungen weiterzuentwickeln und den Begriff „Mädchen“ innerhalb
eines Geschlechter-verständnisses über die Vorstellung von normativer
Zweigeschlechtlichkeit hinaus zu begreifen. Neben der Schreibweise „Mädchen*“ ist
beispielsweise „MINTA“ eine Lösung, die Einrichtungen wählen um Mädchen, inter, nicht-
binäre, trans* und agender Jugendliche als Zielgruppe differenziert anzusprechen.
Hinzu kommt: Seit dem Inkrafttreten des Kinder- und Jugendstärkungsgesetztes (KJSG) am
06.06.2021 ist durch den §9 (3) SGB VIII für alle Träger, Teams und Fachkräfte der
gesetzliche Auftrag formuliert, die unterschiedlichen Lebensrealitäten von Mädchen,
Jungen, transidenten, nicht-binären und intergeschlechtlichen Kindern und Jugendlichen
zu berücksichtigen, bestehende Benachteiligungen abzubauen und auf Gleich-
berechtigung der Geschlechter hinzuwirken. Die eigene Arbeit so zu gestalten, dass die
Lebensrealitäten und Belange von trans*, inter und nicht-binäre junge Menschen
gleichermaßen berücksichtigt werden wie die von endo- und cisgeschlechtlichen Kindern
und Jugendlichen ist also kein Nice-To-Have, sondern ein expliziter gesetzlicher Auftrag.
Die Idee der Fachtage „Trans*inklusive Mädchen*arbeit“
Doch was heißt es eigentlich, die eigenen Einrichtungen und/oder Angebote trans*inklusiv
zu gestalten?
Wenn Einrichtungen und Projekte einen Öffnungsprozess anstoßen und ihre Angebote
trans*inklusiv gestalten wollen, entstehen daraus viele konzeptionelle Fragen: Wer ist nun
genau unsere Zielgruppe? Wie definieren und bezeichnen wir diese? Was müssen wir ganz
konkret verändern, damit unsere Arbeit trans*sensibel ist und wodurch ist sie es
eigentlich bisher nicht?
Um sich möglichen Antworten auf diese Fragen zu nähern, braucht es ein erweitertes
Geschlechterverständnis, ein Lernen über die Lebensrealitäten und Bedarfe von trans*,
inter und nicht-binären Kindern und Jugendlichen und Arbeit an der eigenen Haltung. Es
braucht Wissen darüber, wie Diskriminierung wirkt, gerade auch in Zeiten, in denen
Gegner*innen geschlechtlicher Selbstbestimmung gezielt Ängste schüren und
trans*feindlichen Narrative verbreiten, wonach geschlechtergetrennte Toiletten, Saunen
oder Unterkünfte z.B. durch das geplante Selbstbestimmungsgesetz weniger geschützt
seien und dadurch große Verunsicherung erzeugen.
Es braucht Übung, eine trans*sensible Haltung einzunehmen und sie in die Gestaltung der
Räume, der eigenen Teamstrukturen, der eigenen Sprache und in das Sprechen über
verschiedenste Themen zu übersetzen. Und neben der Bereitschaft, sich
Öffnungsprozessen aktiv zu widmen braucht es auch zeitliche, personelle und finanzielle
Ressourcen. Da diese in vielen Einrichtungen und Projekten knapp sind, braucht es also
auch eine Auseinandersetzung mit der Frage: Welche Rahmenbedingungen sind für uns
nötig, um einen Öffnungsprozess verantwortlich angehen zu können? Wie und wo können
wir die nötigen Ressourcen einfordern und wie setzen wir unsere internen Prioritäten?
Welche Rolle nehmen trans*, inter und nicht-binären Kolleg*innen in diesem Prozess ein
und wie können wir dafür sorgen, dass sie nicht die Last vieler ungeklärter Fragen tragen
müssen?
Mit den Fachtagen wollen wir einen Raum für die vielen Themen und Fragen bieten, die
Fachkräfte aus der Mädchen*arbeit im Zusammenhang mit trans*inklusiven
Öffnungsprozessen bewegen. Wir wollen die Möglichkeit schaffen, uns im Austausch mit
anderen Einrichtungen und Projekten von ihren Erfahrungswerten inspirieren zu lassen,
Mut zu schöpfen und dazuzulernen. Wir wollen uns in den vielschichtigen Diskursen und
Spannungsfeldern gemeinsam besser orientieren, Gleichzeitigkeiten und Widersprüche
erkennen und aushalten und ein solidarisches Miteinander üben, in dem sowohl Fehler
erlaubt sind, als auch Verletzungen Anerkennung finden und in dem wir entschlossen
Verantwortung übernehmen – auf dem Weg zu einer trans*inklusiven Mädchen*arbeit
Veranstaltungsort
ONLINE
Veranstalter
LAG Mädchen* und junge Frauen* in Sachsen e.V.
Die Fachtage werden veranstaltet von TRANS* – JA UND?!, dem Jugendprojekt vom
Bundesverband Trans* in Kooperation mit dem Projekt ‚TIN* – Fachstelle für trans*, inter*
und nicht-binäre junge Menschen in der Kinder- und Jugendhilfe Sachsens‘, der LAG
Mädchen* und junge Frauen* in Sachsen, der LAG Mädchen*politik Baden-Württemberg
und der LAG M*A NRW